Iris Hoppe / Counter Balance

26. April bis 28. Juli 2024

Counter Balance – Spielräume gegenläufiger Bewegungen

Die Ausstellung „Counter Balance“ zeigt eine Werkübersicht der Ida-Dehmel-Kunstpreisträgerin mit dem Schwerpunkt der Jahre 2017 bis 2024. Zwei frühere Videoarbeiten, „Balance“ (2001) und „Individual Borders“ (2003), präsentiert auf Monitoren in einer Ästhetik der 90er Jahre, umrahmen die aktuellen bilderreichen Videos, Fotografien, Zeichnungen und Objekte.

„Für ihre Werke schöpft Iris Hoppe aus persönlichen Erfahrungen und dem kritischen Reflektieren über sich selbst wie über gesellschaftliche Veränderungen in einer zunehmend aus dem Gleichgewicht geratenden „Welt ohne Maß“, wie sie der Philosoph Ralf Konersmann in seinem gleichnamigen Buch beschreibt. Sie arbeitet ortsspezifisch, mit choreografiert oder spontan agierenden Personen, mit technischen Geräten und massenproduzierten Gegenständen, mit vorgefundenen und händisch bearbeiteten Materialien, mit Texten und musikalischen Werken. Sie bezieht sich selbst und Familienmitglieder ebenso ein wie historische, mythische, religiöse Elemente und Symbole. In immer wieder neuen und ungewohnten Konstellationen gelingt es Iris Hoppe, über ein vielschichtiges Beziehungsgeflecht mehrere Sinnebenen zu öffnen, die zugleich zeitlos und aktuell erscheinen.“

„Der maßlosen, zunehmend aus der Balance geratenden Gesellschaft ein ausgleichendes Gewicht entgegenzusetzen, dafür Bilder zu entwickeln, spielerische und präzise, sinnliche und poetische, schöne und anspruchsvolle Bilder, ist eine herausstehende Qualität der Werke von Iris Hoppe. Am Anfang steht nicht ein abstrakter Gedanke, sondern ein inneres Bild, das unvermittelt auftaucht aus dem Unterbewusstsein einer Künstlerin, die sinnliche Eindrücke und Empfindungen seismografisch erfasst, Verschiebungen des individuellen und gesellschaftlichen Gleichgewichts hellwach registriert und reflektiert. Das noch unklare Bild gilt es in einem nächsten Schritt zu befragen, auf seine Tragfähigkeit hin zu überprüfen und anschließend ein Konzept dafür zu entwickeln, mit und in dem es sich zu einem vielschichtigen Kunstwerk entfalten kann. Die für seine Realisierung erforderliche mentale Konzentration und technische Herausforderung gleicht Iris Hoppe zwischendurch aus durch expressive Zeichnungen, mit denen sie spontanen Empfindungen Ausdruck verleiht.“

„Entweder wird dieser Wert einer Grenze auf jeden Fall geschaffen oder die heutige Maßlosigkeit wird ihr Gesetz und ihren Frieden erst in der allgemeinen Vernichtung finden.“
(Albert Camus, Der Mensch in der Revolte, Paris 1951, zit. nach Rowohlt TB, Reinbek, 1991, S.239)

Textauszüge aus dem Katalog „Iris Hoppe Counter Balance“ von Dr. Susannah Cremer-Bermbach, erschienen im Verlag Kettler, ISBN 978-3-98741-132-8.

Iris Hoppe ist die diesjährige Preisträgerin des Ida-Dehmel-Kunstpreises der GEDOK.
Ein neu gestifteter Förderpreis wurde der Künstlerin Effrosyni Kontogeorgou verliehen. 
Von ihr wird die Installationsaufnahme der Arbeit Nephelokkokygia von 2022 gezeigt.

Die Künstlerin Effrosyni Kontogeorgou setzt sich mit poetischen Analogien und Strukturen zwischen verschiedenen (Lebens-) Räumen auseinander. In den letzten Jahren beschäftigt sie sich intensiv mit Fragen der Koexistenz und der Ambivalenz zwischen Kultur und Natur. Während einer in diesem Zusammenhang realisierten ortsspezifisch begehbaren Installation, bei der 33 Tauben die Galerie Mitte in Bremen übernahmen, entstand das Video, das im NKV zu sehen ist.