Fluxus Today

Ein Bildungsprojekt von Julia Hartmann

13. April bis 26. Mai 2024

Der Ausstellungsraum, entstanden im Rahmen eines Bildungsprojekts des Freiwilligen kulturellen Jahres von Julia Hartmann in Kooperation mit den Künstlern 431art, ist eine Hommage an den verstorbenen Fluxus-Künstler Ben Patterson, dessen Wirken die Wiesbadener Kunstszene nachhaltig veränderte. Der Raum ist an Pattersons Kunstwerk „Ben's Bar – Why People attend to Bars: To Be Heard, To Be Seen, To Be There“ angelehnt und in moderner Version dargestellt.

Benjamin Patterson gilt als eines der sieben Gründungsmitglieder der modernen Kunstströmung Fluxus, welche im Jahre 1962 bei der Wiesbadener Uraufführung „Fluxus. Internationale Festspiele Neuester Musik“ offiziell ins Leben gerufen wurde. Der leidenschaftliche Musiker widmete sich ab den 1960er Jahren immer häufiger der avantgardistischen Kunstform, dessen Grundprinzip die Rolle des kreativen Akts des Interpreten und die Idee des Schaffens über das Endprodukt setzt und die Grenzen zwischen Kunst und Alltag auflöst. Seine Werke sind für ihre multimediale Vielfalt bekannt, einschließlich Solo-Performances, improvisierter elektroakustischer Musik und humorvoller Objekte. Patterson zeichnete sich durch feinsinnigen Witz und subtile politische Ansichten aus, die sich auch in seinem Engagement für die Bürgerrechtsbewegung zeigten. In dem Ausstellungsraum Fluxus Today wurden einige Elemente, die an Benjamin Pattersons Kunst erinnern, in die Gestaltung eingebaut.

So steht beispielsweise ein Kontrabass im Raum, welcher eine zentrale Komponente seiner künstlerischen Praxis war. Als Musiker und Komponist erforschte er die Möglichkeiten des Kontrabasses in seinen Werken, darunter das bekannte Stück "Variations for Double Bass" aus dem Jahr 1961. Diese Kompositionen illustrierten sein Interesse an der Erforschung der Materialität von Klängen und der Erweiterung des Konzepts von Musik durch unkonventionelle Mittel. Pattersons Arbeit mit dem Kontrabass trug dazu bei, sein einzigartiges Erbe in der Fluxus-Bewegung zu prägen.

Bens Verbindung zu Fröschen war eine humorvolle und kreative Facette seiner Kunst. Für die documenta 14 erklang Pattersons Sound-Graffiti ´“When Elephants Fight, It Is The Frogs that Suffer“ als Froschsymphonie, das aus Überlagerungen und Durchmischung von natürlichen Froschtönen, versteckten politischen Botschaften und philosophischen Weisheiten mit Hilfe von Chören bestand. An eben diese Kunstwerke sollen die im Raum bereitliegenden Knackfrösche erinnern. Auch den Morsecode benutze Patterson in verschiedenen Werken, um eine alternative Form der musikalischen Kommunikation zu schaffen und den traditionellen Notensatz herauszufordern. Zudem verbirgt sich hinter dem an der Wand hängenden Morsecode ein Teil des Titels von Bens Bar: “Why People attend to Bars: To Be Heard, To Be Seen, To Be There” und schafft so eine direkte Verbindung zu dem Werk. Die Fluxus-Grundidee, des fließenden Überganges vom alltäglichen Leben in die Kunst, spiegelt sich in der interaktiven Postkarten-Skulptur wider, bei der die Besucher:innen aktiv Teil des Kunstschaffens werden. Die Postkarten können gerne mitgenommen werden.

Somit verbindet der Ausstellungsraum durch die auditiven, visuellen und haptischen Wahrnehmungsmöglichkeiten nun Bens verschiedene künstlerische Elemente und schafft so eine neue, moderne Interpretation der Aktionskunst Fluxus, die zugleich an einen der größten Fluxus-Künstler erinnert.