Das Kunstmuseum von Tel Aviv präsentiert zur Ehre des 50. Geburtstages des Staates Israel eine Ausstellung, die den Focus auf vierzehn lebende Künstler lenkt, um den Besucher eine Gelegenheit für einen allgemeinen Überblick über zeitgenössische Israelische Kunst anzubieten und seine Entwicklung von der Gründung des Staates 1948 zur Gegenwart. Von London aus kommt die Ausstellung, die einen umfassenden Überblick über das Schaffen israelischer Künstlerinnen und Künstler aus den vergangenen fünf Jahrzehnten vermittelt, über Athen und Bukarest nach Wiesbaden. Anschließend wird sie in den USA gezeigt. Als einzigem Veranstalter in der Bundesrepublik wurde dem Nassauischen Kunstverein die Übernahme der Ausstellung angetragen. Gerne hat der NKV dieser Anfrage entsprochen, um Israels spannungs- und facettenreiche Kunstszene dem hiesigen Publikum bekannt zu machen. Die Ausstellung umfasst Zeichnungen, Gemälde, Skulpturen, Photographien und Video-Installationen und ist in drei Sektionen gegliedert:

Die erste Sektion beinhaltet Arbeiten der älteren Israelischen Künstler, die seit den ersten Dekaden der Staatsexistenz auf der lokalen und internationalen Kunstszene aktiv sind.Die zweite Sektion präsentiert Künstler der mittleren Generation, die in ihrem künstlerischen Werdegang von der Konzept Kunst Bewegung Mitte der 60-er Jahre beeinflusst sind. Inzwischen arbeiten alle unter den späteren Tendenzen des Postmodernismus. Die dritte Sektion besteht aus jüngeren Israelischen Künstlern und repräsentiert die jüngsten Bewegungen innerhalb israelischer Kunst.

Lea Nikel (*1919 Zhitomir) repräsentiert den Trend in israelischer Kunst, der nach der Befreiung aller narrativen Inhalte strebt, eine Kunst der reinen Abstraktion – eine Kunst, die gänzlich auf den inneren Rhythmus des Künstlers, auf der Suggestivkraft der Farbe und der Autonomie der Malerei basiert. Nikel und ihre befreundeten Künstler wollten eine Kunst, die in einer direkten Sprache verwurzelt ist, sinnlich und spontan, ohne die Notwendigkeit literarische Inhalte einzupflanzen. Die vitale Intensität der Malerei Lea Nikels, die Kühnheit und die Dimensionen, die sich im Laufe der Dekaden vergrößert haben, bieten eine optimistische visuelle Erfahrung, die es ermöglicht einen Malerei Genuss, der analog und nah an der Realität, aber dennoch nicht deren Subjekt ist, zu ermöglichen. Lea Nikel ist leidenschaftlich vertieft in einem Kampf zwischen dem amorphen Farbfleck und der bewusst angelegten Linie.

Die Gemälde und Skulpturen von Michael Gross (geboren 1920 in Tiberias) reichen von der (grenzenlosen) Liebe (der Grenzenlosigkeit) bis zur schmerzlichen Zartheit des Widerspruchs. Diese innere Opposition, des Ansporns die Freiheit der Menschheit im Angesicht gewalttätiger Kräfte beizubehalten, bringt Gross nahe an den Existenzialismus, im besonderen an das Gedankengut Albert Camus. Die gleich bleibende (beharrliche) bewusste Spannung zwischen der Suche nach dem Absoluten und der Unfähigkeit, die Welt in ein rational und begründetes Prinzip zu vereinfachen (der "launische/unberechenbare" Aspekt, wie ihn Gross nennt), ist in vielen von Camus Beschreibungen der Hitze und dem Licht der mediterranen Landschaft als Hintergrund zur rauen und gewalttätigen menschlichen Begebenheiten, präsent.

Das existenzielle Verlangen, sich zur Außenwelt zu öffnen, neben dem starken Antrieb für persönliche Differenzierung in der Arbeit von Gross, sind die zwei gegensätzlichen Vektoren - "Beteiligung" und "Trennung". Diese gegensätzlichen Antriebe wurden in voller Länge bei Sigmund Freud diskutiert – der sie unter zur Hilfenahme des mythischen Konfliktes zwischen Eros (die Lebenskraft) und Thanatos (die Anziehungskraft des Todes) beschrieb. Eine der Quellen für diese Diskussion kann in der Midrash gefunden werden: "Wenn ein Mensch in diese Welt kommt, sind seine Hände geballt, als ob er sagen wollte, die gesamte Welt ist mein, ich eigne sie mir an, und wenn er diese Welt verlässt, sind seine Hände offen, als ob er sagen wollte, ich habe nichts angenommen von dieser Welt" (kohelet Rabba, 5.21).

50 Jahre Israel / Contemporary Israeli Art. Three Generations

31. Januar 1999 - 14. März 1999

 

Avigdor Arikha / Michael Gross / Moshe Kupferman / Lea Nikel / Pinchas Cohen Gan / Menashe Kadishman / Ofer Lellouche / Motti Mizrachi / Michal Na'aman / Buky Schwartz / Adam Berg / Ra'anan Levy / Yigael Ozeri / Michal Rovner

kuratiert von Dr. Mordechai Omer und Gottfried Hafemann