Immanuel Birkert / Artjom Chepovetskyy / Laura Diehm /
Hannah Heilmann / Jennifer Herr /
Ekaterina Hildmann (Ekaterina Leo) / Anette Kaiser (Aneta Kajzer) / Marcel Kimble / Laurenz Lin Sill / Magdalena Maurer /
Sophie Meurer / Marvin Pasch / Alina Röbke / Thorsten Salamon /
Lea Schäfer / Diana Taddayoni
Die Gruppenausstellung „Cosmic Latte“ repräsentiert eine Momentaufnahme der Malereiklasse von Anne Berning, Kunsthochschule Mainz, und zeigt die Vielschichtigkeit aktueller künstlerischer Positionen.
Mit „Cosmic Latte“ bezeichneten Forscher der John Hopkins Universität in Baltimore den Durchschnittswert aller Lichtfarben im Universum, ein hellbeiger bis weißer Farbton, der als metaphorisches Surrogat der Vielzahl von Farben der unterschiedlichsten Himmelskörper eine fassbare Ordnung verleiht. Auch das Klassensystem der Kunsthochschule fasst die jungen Künstlerinnen und Künstler unter dem Ordnungsbegriff der 'Malereiklasse' zusammen. Anne Berning, Künstlerin und Professorin für Malerei an der Kunsthochschule Mainz, versteht ihren Ansatz der Lehre jedoch unter einem offenen Malereibegriff: „Neben den klassischen Formen der Malerei ist auch eine Auseinandersetzung mit Fragen der Farbe, des Raums und des Bildes möglich, die ihren Ausdruck in anderen Medien findet“. Die Arbeiten der im Kunstverein vertretenen KünstlerInnen erstrecken sich über die Bereiche der Malerei und Zeichnung sowie Fotografie und Video bis hin zu skulpturalen Arbeiten und Performances.
Innerhalb der Klasse sind die Ausgangspunkte, Bezüge und Arbeitsweisen vielgestaltig. Die zwei Pole Abstraktion und Figuration stehen sich in den Positionen der Ausstellung häufig gegenüber. In ihrer direkten Nachbarschaft verweisen sie auf Malerei als Prozess sowie auf das Eigenleben der Farbe und deuten auf die vielfältigen Möglichkeiten der Bildfindung hin.
Nach dem intuitiven massenhaften Akt des Zeichnens gelant Anette Kaiser (Aneta Kajzer) durch eine kritische Auswahl an eine künstlerische Essenz. Eine ihrer Objektgruppen etwa verbindet den Abstraktionsgrad der Zeichnung mit dem Medium der Plastik. Über eine intuitive Form der Malerei werden zum einen in den abstrakten, flächigen Arbeiten der Künstlerinnen Magdalena Maurer, Diana Taddayoni und Hannah Heilmann sowie des Künstlers Artjom Chepovetskyy expressiv farbintensive Landschaftsszenerien und urbane Momentaufnahmen des Alltäglichen festgehalten und die Grenzen und Möglichkeiten des Mediums ausgelotet. Zum anderen verarbeiten sie in ihren Inszenierungen persönliche Erlebnisse und Erfahrungen. Die skurrilen, düsteren teils sogar verstörenden Porträts von Sophie Meurer, Laura Diehm, Laurenz Lin Sill und Thorsten Salamon spielen auf die innere Zerrissenheit von Individuen und ihrer Beziehungen untereinander oder aber des eigenen Selbst an. Marcel Kimble kommt es darauf an, mit gestischem Pinselduktus und in lebhaften Farben eine dichte Atmosphäre und Intimität herzustellen – aus Personen werden so Persönlichkeiten, aus Konterfeis Allegorien. In den angedeuteten Metaphern der Bärenbilder Ekaterina Hildmanns (Ekaterina Leo) spiegeln sich ihre kulturellen Hintergründe. Bizarre Protagonisten erscheinen bei Lea Schäfer in Traumwelten ohne konkrete Dimension.
Inhärente Material- und Mediumseigenschaften, interessante Oberflächenkontraste sowie sich daraus ergebende unterschiedliche Sinnschichten stehen bei den plastischen und fotografischen Arbeiten der Ausstellung im Fokus. Techniken wie Überlagerung und Verfremdung in den Fotocollagen Alina Röbkes sowie die Assemblagen bildhauerisch und malerisch bearbeiteter Fundstücke von Marvin Pasch weisen über einen enggefassten Malereibegriff hinaus. Ironisch bezieht Immanuel Birkert in seinen Arbeiten und Performances gegenüber kunsthistorischen Vorbildern Position und übersetzt traditionelle Sujets in eine zeitgenössische Bildsprache, um so elementare Fragen zum Sinn künstlerischen Schaffens aufzuwerfen. Ebenfalls performativ setzt sich Jennifer Herr mit der Wahrnehmung sozialer Rollen im Alltag auseinander. Die Ausstellung zeigt ein spannungsreiches Gefüge unterschiedlicher Positionen und einen Querschnitt durch aktuelle Praktiken im Feld der Malerei und darüber hinaus.