Die fünfte Ausstellung des Central Collecting Point begann mit Tischbein’s Goethe, dem Italien-Reisenden, und endete mit Liebermann, dessen Gesicht die Personifizierung der Selbstbetrachtung ist. Zwischen Anfang und Ende des Jahrhunderts, zwischen einem allumfassenden Verstand und einem analysierenden Blick, ist solch ein Überfluss von Stilarten und Auffassungen, Überzeugungen und Bemühungen enthalten, dass es fast so scheinen möchte, als ob ihre bloße Existenz innerhalb eines festen Zeitraumes das einzig Gemeinsame wäre. Aber wie verschiedenartig in seinen Schulen, seinen Techniken und in den gewählten Motiven das 19. Jahrhundert auch war, so war doch die deutsche Malerei mit einem einheitlichen Wesenszug versehen – eine Kette, die, ganz gleich wie unähnlich die Muster, ein Gewebe zusammenhält. Man könnte behaupten, dass außer sehr wenigen Originalen alle deutschen Künstler des 19. Jahrhunderts Romantiker waren. In ihrer Kunst waren sie in hohem Maße von Gefühlen – geistlichen, sentimentalen oder sinnlichen – geführt.
Die Verantwortlichen dieser Ausstellung ließen sich bei ihrer Auswahl stets von einer übermächtigen Überlegung leiten: dem Eigenwert der gezeigten Objekte als Kunstwerk. Zugeständnisse an Wünsche der Öffentlichkeit, Wissenschaftler oder Tradition fanden in ihrer Beurteilung keinen Raum. Jedes Stück sollte den Platz einnehmen, der ihm aufgrund seines künstlerischen Gehaltes gebührte. Das Ergebnis schien ausgesprochen gelungen.