Die Suppe ist gegessen V / 2. Juni bis Sommer 2012
Die fünfte Transformation der Ausstellung von Kateřina Šedá zeigt nicht nur Kochhandschuhe, Zeichnungen und Fotografien, sondern auch Stoffmodelle der tschechischen Gerichte, die Wiesbadener Köchinnen und Köche nach ihrer Reise nach Nošovice (Tschechische Republik) neu interpretierten. Sie sind sie auf denselben 26 Tischen angerichtet, mit denen das Projekt im September 2011 im Nassauischen Kunstverein Wiesbaden begann.

Die Suppe ist gegessen IV / 18. März bis 6. Mai 2012
Die vierte Transformation der Ausstellung dokumentiert die Reise der Wiesbadener Köche nach Nošovice.

Aktion „Die Suppe ist gegessen“

NoÅ¡ovice / 9. bis 11. März 2012
Gemeinsam mit Kateřina Šedá organisierte der Nassauische Kunstverein Wiesbaden die Reise von 26 Wiesbadener Köchinnen und Köchen ins tschechische Nošovice. Ziel war es, sich vor Ort, im Austausch mit Bewohnerinnen und Bewohnern, Kolleginnen und Kollegen ein Bild der Situation zu machen und Zubereitungsarten sowie Anrichtungsweisen tschechischer Hauptgerichte kennenzulernen. Schrittweise sollten sich die Wiesbadener Köchinnen und Köche an das Problem in der Mitte Nošovices annähern, um anschließend zurück in Wiesbaden auf dem Teller Lösungsvorschläge für die Zukunft des Ortes zu erarbeiten. Neben Restaurantbesuchen und einer Begehung des Hyundai-Geländes machten die Köchinnen und Köche auch eine Tour in die Umgebung, das bergige Naturschutzgebiet Beskiden, um einen Ausblick auf den geteilten Ort zu erhalten.

Wiesbaden / 28. und 29. März 2012
Aufgeteilt auf zwei Tage und unter Anwesenheit Kateřina Šedás konzipierten die Wiesbadener Köchinnen und Köche am 28. und 29. März Neuinterpretationen der tschechischen Hauptgerichte. Verwendet wurden typische Zutaten wie Sauerkraut, Schweinefleisch, Quark und Knödel, jedoch mit eigener Note und ausgewählt mit den Erfahrungen aus Nošovice. Anschließend richteten die Köchinnen und Köche ihre Hauptgerichte an, mit Blick auf die Zukunft von Nošovices Mitte. Auf zweierlei Weise professionell fotografiert, einmal wie man Essen und zum anderen wie Architektur, werden die Gerichte im „Kochbuch für Nošovice“ weiterverwendet, das der Nassauische Kunstverein Wiesbaden 2012 zusammen mit Kateřina Šedá herausgeben wird. Zudem zeichneten alle Köche ihre Gerichte auf Karten ab, die eingeschoben in die Kochhandschuhe Kateřina Šedás aus Teil III ihrer Ausstellung im NKV, das Loch in der Mitte ausfüllen.

Die Suppe ist gegessen III / 31. Januar bis 4. März 2012
Vom 9. bis 11. März 2012 reisen 26 Köchinnen und Köche aus Wiesbaden ins tschechische Nošovice. Vor Ort forschen die Teilnehmer nach Möglichkeiten, tschechische Speisen auf neue Art zu servieren und somit Lösungsvorschläge für die verlorene Mitte des Dorfs zu finden. Als erste direkte Vorbereitung auf die Reise zeigt Part III der Ausstellung 26 Küchenhandschuhe mit Loch und eine Zeichnung, wie man diese auf zweierlei Weise benutzt: links als Skizzenbuch und rechts zum Kochen.

Die Suppe ist gegessen II / 23. November 2011 bis 29. Januar 2012
Der zweite Teil der Ausstellung „Die Suppe ist gegessen“ der Follow Fluxus-Stipendiatin Kateřina Šedá zeigt das Symbol der „Quelle“ als neues verbindendes Element für Nošovice. Diesmal erscheint es als Teil eines Musters auf traditionellen Haartüchern, die in tschechischen Dörfern sowohl zu Hochzeiten als auch alltäglichen Arbeiten, wie der Zubereitung von Essen, getragen werden. Das Loch im Tuch symbolisiert abermals den verlorenen Ort im Zentrum des Dorfs, wo sich momentan ein Produktionswerk der Automobilfirma Hyundai befindet. Indem die Einwohner diesen Teil des Tuchs benutzen – in Form einer Haarsträhne (in Tschechisch: Quelle), die aus dem Loch heraustritt – eignen sie sich ihren Ort wieder an.

Die Suppe ist gegessen I / 11. September bis 20. November 2011
Für den ersten Teil der Ausstellung deckten Vertreter verschiedener Wiesbadener Restaurants insgesamt 26 Tische ein. Die bestickten Tischdecken, zwischen denen sie wählen konnten, haben in der Mitte ein Loch: ihr Muster basiert auf Zeichnungen, die die Bewohner von NoÅ¡ovice von ihrem eigenen Dorf angefertigt haben und die Kateřina Šedá anschließend von Stickerinnen auf runde Tücher übertragen ließ.

Der koreanische Automobilhersteller Hyundai errichtete 2008 ein gigantisches Produktionswerk inmitten des tschechischen Dorfes Nošovice, wodurch eine geographische und soziale Teilung des Ortes entstand. Als Kateřina Šedá 2008 das Dorf besuchte, beobachtete sie eine für sie bis dahin nicht gekannte Gleichgültigkeit und Resignation. Einerseits ignorierte der koreanische Automobilproduzent die gewachsene Ortstruktur, andererseits war die Bevölkerung unfähig, sich gegen die Errichtung des Werks zu wehren oder an die neue Situation anzupassen.„NEDÁ SE SVÍTIT“ (Es ist kein Licht), war die Antwort der meisten Bewohner auf Šedás Nachfrage nach dem Huyndai-Werk und zugleich der Ausgangpunkt für ihre kreative Auseinandersetzung mit der Resignation in Nošovice. Ganz im Sinne der sozialen Plastik, wurde die Suche nach Auswegen zu ihrem künstlerischen Projekt, dass sie solange fortführt, bis die Einheit des Dorfes wiederhergestellt ist. All ihre Aktionen und Projekte, die um die Zukunft des Dorfs und die Wiederannäherung seiner Bewohner kreisen, sind fortlaufend aufeinander aufgebaut und in ständiger Transformation. Während des dreimonatigen Aufenthalts in Wiesbaden erlangte Kateřina Šedá die Erkenntnis, dass die hessische Landeshauptstadt, im Gegensatz zu Nošovice, eine in sich geschlossene, funktionierende Einheit ist. Zwei Aspekten – der Übersetzung des tschechischen Sprichwortes „NEDÁ SE SVÍTIT“ in die deutsche Sprache und der besonderen Prägung Wiesbadens durch das Wasser - schrieb sie innerhalb dieses Erkenntnisprozesses eine tragende Rolle zu.Von 10 Übersetzern schlug die Mehrzahl als deutsches Pendant zu „NEDÁ SE SVÍTIT“ die Redewendung „DIE SUPPE IST GEGESSEN“ vor. Davon ausgehend beschloss Kateřina Šedá zur Lösung des Problems den Blick auf die Zukunft (das Hauptgericht) zu richten. Bei Besuchen in verschiedenen Restaurants in Wiesbaden fiel ihr auf, dass die Speisen mittig auf dem Teller angerichtet werden. In der tschechischen Republik werden ganz ähnliche Speisen dagegen in der Regel so präsentiert, wie sich auch das Dorf mit dem Automobilwerk darstellt: geteilt in zwei Hälften mit einem Loch in der Mitte in dem die Sauce schwimmt.Das Hauptgericht wird nun zur Metapher für die Zukunft des Dorfes Nošovice nach der Automobilfabrik: In Anlehnung an die 26 Quellen Wiesbadens und deren symbolische Darstellung einer zweigeteilten Fontäne, die in einem kreisrunden Wasserbecken wieder zusammenfließt, reisen 26 Köche aus Wiesbaden gemeinsam mit Kateřina Šedá nach Nošovice. Dort besuchen sie Restaurants und machen sich mit der Situation des Dorfes und der dortigen Art und Weise, Hauptgerichte zu präsentieren, vertraut. Anschließend sind sie aufgefordert, tschechische Hauptgerichte nach ihren Vorstellungen anzurichten und somit quasi auf dem Teller zu demonstrieren, wie das Problem in der Mitte des Tischs/Dorfs gelöst werden könnte. Die angerichteten Speisen dienen schließlich in einem weiteren Schritt als Modelle für Architekten und Stadtplaner, um einen Ausblick auf die Dorfmitte nach der Schließung des Automobilwerks zu geben und eine ähnliche Harmonie herzustellen, wie sie Kateřina Šedá in Wiesbaden beobachtet hat.

Mit freundlicher Unterstützung durch

 

 

 

Die Suppe ist gegessen V, Detail. Foto: NKV 2012.
Hauptgericht oder architektonisches Zukunftsmodell?! Foto: Michal Hladík 2012
Zukunftsvision auf dem Teller. Foto: Michal Hladík, 2012.
Tschechisches Hautgericht à la Wiesbaden. Foto: Michal Hladík, 2012.
Nošovice: Restaurantbesuch. Foto: Michal Hladík, 2012.
Nošovice: Kateřina Šedá vor dem Hyundai-Werk. Foto: Michal Hladík, 2012.
Nošovice: Kateřina Šedá und die Köchinnen und Köche aus Wiesbaden. Foto: Michal Hladík, 2012.
Die Suppe ist gegessen III, Installationsansicht. Foto: NKV 2012.
Die Suppe ist gegessen III, Detail. Foto: NKV 2012.
Die Suppe ist gegessen II, Installationsansicht. Foto: NKV 2011.
Die Suppe ist gegessen II, Detail. Foto: NKV 2011.
Die Suppe ist gegessen II und III, Wandzeichnung. Foto: NKV 2011.
Die Suppe ist gegessen I, Installationsansicht. Foto: NKV 2011.
Die Suppe ist gegessen I, Tisch der Confiserie Kunder. Foto: NKV 2011.

Follow Fluxus 2011 / Kateřina Šedá / Die Suppe ist gegessen

11. September 2011 - 19. August 2012

 

Reise in die Tschechische Republik / 9. bis 11. März 2012

kuratiert von Elke Gruhn und Sara Stehr