Kiri Dalena, Künstlerin, Filmemacherin und Aktivistin, kämpft für Menschenrechte inmitten staatlicher Verfolgung auf den Philippinen. Auf dieser Grundlage unterstreicht ihre Kunstpraxis die Relevanz von Protest und zivilem Ungehorsam in der heutigen Gesellschaft. Ihre erste Einzelausstellung in Deutschland vereint erstmals die zwei zusammengehörigen Videos mit dem Titel Gikan Sa Ngitngit Nga Kinailadman über Leid und Widerstand der philippinischen Bauern.

In ihren filmischen Arbeiten kombiniert Dalena (*1975, Manila, PHL) Dokumentationen und kritische Kommentare zur historischen und aktuellen Lage ihrer Heimat mit fiktionalen, oftmals poetischen Elementen. Ihre Videos entstehen häufig in Kooperation mit sogenannten Grassroot-Bewegungen, die, im wörtlichen Sinne, soziale Themen von der Wurzel ausgehend reflektieren. Diese politisch und gesellschaftlich engagierten Initiativen entstehen aus der Mitte der Bevölkerung und betrachten soziale Missstände von einem innseitigen Blickwinkel heraus.

So arbeitete sie für das 27-minütige Video Gikan Sa Ngitngit Nga Kinailadman (Dt.: „Aus den dunklen Tiefen“, 2017) mit der Initiative Rural Missionaries of the Philippines-Northern Mindanao Region zusammen. Erklärtes Ziel dieser Organisation ist es, Grundrechte für die ärmste, ländliche Bevölkerungsschicht zu erwirken und diese in politische Entscheidungen zu integrieren. 

Aus dieser Dokumentation stammt das in der Ausstellung From the Dark Depths zu sehende, minimalistische, zweiminütige Schwarzweiß-Video, das die hoffnungslose Notlage der philippinischen Bauern in Form eines Klageliedes verhandelt.

Hintergrund dieser Arbeit sind wenig bekannte Fälle von Menschenrechtsverletzungen gegen indigene Völker und Bauern in der nördlichen Region der Insel Mindanao. Der Dokumentarfilm sammelt Berichte von Überlebenden und Zeugen über Angriffe, Vertreibung und außergerichtliche Tötungen. Diese Gewalttaten stehen im Zusammenhang mit dem Zugang kommerzieller Plantagen zum ländlichen Besitz der Stämme, mit Bergbauunternehmen, die paramilitärische Gruppen einsetzen, um den Widerstand der Einwohner zu unterbinden, oder mit der Unterdrückung des Kampfes für gerechte Tageslöhne und humane Arbeitsbedingungen derjenigen, die auf den kommerziellen Plantagen arbeiten.

Das Video beschreibt ihr Leid in einem ergreifenden Lied, gesungen von Melfe Ebalang aus Valencia, Bukidnon. Es endet in einer lyrischen Aufforderung zum Kampf - oder um es in den Worten von Gikan Sa Ngitngit Nga Kinailadman zu sagen:

"It is our duty to defend our rights,
For in abject poverty we are still wallowing."

(Dt.: „Es ist unsere Pflicht, unsere Rechte zu verteidigen,
da wir uns immer noch in bitterer Armut suhlen.“)

In der fiktionalen Rahmenerzählung der zweiten Arbeit mit dem gleichen Titel (27 Min., 2017) trauert eine Frau wortlos um einen verstorbenen Aktivisten. Im Laufe des Videos verwebt Kiri Dalena traumartige, symbolisch aufgeladene und von sphärischen Klängen begleitete Unterwasserszenen mit digitalem sowie analogem 16mm-Bildmaterial, das aus ihrem eigenen, zwei Jahrzehnte umfassenden Archiv an Dokumentationen politischer Unruhen stammt. Analog zur menschlichen Erinnerung verschwimmt die Grenze zwischen tatsächlichen Geschehnissen und fiktionalen Erzählsträngen.

In Kooperation mit dem exground filmfest 31 zeigt der Nassauische Kunstverein Wiesbaden anlässlich des diesjährigen Länderschwerpunkts Philippinen drei Einzelausstellungen philippinischer Künstler_innen, Journalist_innen und Aktivist_innen. Martha Atienza, Kiri Dalena und Raffy Lerma reflektieren in Videos und Fotografien die politische und soziale Lage ihrer Heimat.

Über die Künstlerin /
Nach einem Studium der Humanökologie an der University of the Philippines in Los Baños studierte Kiri Dalena (*1975, Manila, PHL) Dokumentarfilm am Mowelfund Film Insitute in Quezon City. Ihre Arbeiten wurden in einer Vielzahl internationaler Ausstellungen und Filmfestivals gezeigt, unter anderen auf der Manila Biennale (2018), in der Ausstellung SUNSHOWER: Contemporary Art from Southeast Asia, 1980s to Now im Mori Art Museum in Tokio (2017), auf der JIWA: Jakarta Biennale (2017), sowie der Busan Biennale (2016) und am Tromsø¸ International Film Festival (2015). Dalenas Arbeiten sind in den Sammlungen des Lopez Museum and Library in Manila, des Singapore Art Museum, sowie der Queensland Art Gallery vertreten. Die Künstlerin lebt und arbeitet in Manila und Mindanao (PHL).

 

Kiri Dalena, Gikan sa Ngitngit nga Kinailadman (From the Dark Depths), 2017, Ein-Kanal-Video, 27 Min., Courtesy und ©: Kiri Dalena und 1335MABINI.
Kiri Dalena, From the Dark Depths, Nassauischer Kunstverein Wiesbaden 2018, Foto: Janine Drewes.
Kiri Dalena, Gikan sa Ngitngit nga Kinailadman (From the Dark Depths), 2017, Ein-Kanal-Video, 27 Min., Courtesy und ©: Kiri Dalena und 1335MABINI.
Kiri Dalena, Gikan sa Ngitngit nga Kinailadman – Mag-uuma (From the Dark Depths – Farmers), 2014, Ein-Kanal-Video, 2:06 Min., Courtesy und ©: Kiri Dalena und 1335MABINI.

Kiri Dalena / From the Dark Depths

09. November 2018 - 16. Dezember 2018

 

In Kooperation mit dem
exground filmfest 31
16. bis 25. November 2018

Gefördert vom Kulturfonds Frankfurt RheinMain.