Das 18. Jahrhundert betrachtete man als das letzte Zeitalter – eines der wenigen in der Geschichte – das eine solche Harmonie zwischen dem Leben und der Kunst erreichte, so dass sich ein alles durchdringender Stil bildete.
Eine entscheidende Tatsache der Malerei des 18. Jahrhunderts ist die, dass sich ihr geistiger Mittelpunkt um 1700 von Rom nach Paris verlagerte, und somit Italiens lange Herrschaft endgültig aufhörte. Paris war Wegbereiter geworden; sein Einfluss umschloss fast den ganzen europäischen Kontinent und erstreckte sich über die großen und kleinen Höfe Deutschlands und Österreichs bis nach Petersburg und Stockholm. Lediglich London und Madrid waren hiervon weitesgehend unbeeinflußt; London erzeugte seine eigene künstlerische Nachkommenschaft und blieb fast zwei Jahrhunderte lang relativ getrennt von dem Hauptstrom der Tradition der europäischen Malerei. Gegen Ende des17. Jahrhunderts begann in Frankreich eine Umformung der Gesellschaft Gestalt anzunehmen, die den größten Einfluss haben sollte auf die Architektur, die Malerei und die Musik, die die französischen Mitglieder des Geistes eine Generation später schaffen sollten: Das Auftauchen einer finanziellen und markanten Oligarchie, welche die Oberherrschaft des Hofes mit der wirtschaftlichen Macht der Stadt herausforderte. Es entstand eine ganz neue Architektur, zu der die majestätischen Formen der früheren Malerei nicht mehr passten. Der neue, daraus sich ergebende Stil in der Malerei entwickelte sich sehr schnell.
In ihren erhabendsten Augenblicken erreichte die Kunst des 18. Jahrhunderts das von Sainte-Beuve schön formulierte Ideal, dass die Malerei „das Auge erfreuen, das Herz still machen und den Geist zum Räumen anregen soll“. Diese Kunst hatte stets den Sinn für Stil, der aus der Lösung der Spannungen zwischen Verstand und Gefühl entspringt.