Wie sieht Landschaft am Ende eines Jahrhunderts aus, dessen technologische Entwicklung uns mit rasanter Geschwindigkeit vorwärts gerissen hat? Was ist aus dem immer noch durch alle Köpfe wehenden Klischee von unberührten Bergen, Wiesen und Wäldern geworden? Wie geht eine Künstlergeneration damit um, deren täglicher Erlebnishorizont Stadt-, Industrie- und Kulturlandschaft ist? Gibt es nach wie vor die "Sehnsucht nach der heilen Welt", die in der jüngeren Kunstgeschichte noch die Werke der impressionistischen Meister durchwehte? Exemplarische Antworten auf diese Fragen gibt die Ausstellung.
Neun Schlaglichter zeitgenössischer Fotografie:
Birgit Bauers Serie "Rond-Points" beschäftigt sich mit dem besonders in frankophilen Ländern so beliebten Phänomen des Kreisverkehrs. Straßenbau und moderne Verkehrsführung konsumieren und zerstören die ursprünglich vorhandenen Landschaft. Ziehen die Baumaschinen davon, kommen die Landschaftsgärtner, um das zu flicken, was vormals vielleicht eine Wiese, ein Waldsaum oder ein Vorgarten war. Es entsteht eine Kunstwelt en miniature, mehr oder weniger sorgsam gepflegt, um das geordnete Fließen des Verkehrs nicht zu behindern. Auch in der Serie "photorama" von Emanual Raab findet sich das Phänomen der bearbeiteten, zu Lebens- oder Arbeitsraum umgeformten Natur wieder. In den sehr kleinformatigen Arbeiten blickt uns eine serielle gefertigte Wohn- und Arbeitswelt entgegen, die jeglicher Wärme und Individualität entbehrt. Die kalte Künstlichkeit seiner Panoramabilder wird durch die nachträgliche Bearbeitung am Computer weiter gesteigert. Hier möchte eigentlich keiner mehr zu Hause sein. Landschaften ganz anderer Art erkundet Sabine Dehnel. Sie sucht und findet alte Fotografien, mit denen sie neue Arbeiten entwirft. Diese erneute Bearbeitung entwirft eine Topografie von Erinnerungslandschaften, in denen sich mehrere Zeit- und Persönlichkeitsebenen überschneiden. Die Künstlerin bemächtigt sich einer fremden Spur, einer anderen geistigen Textur, und webt sich selbst hinein.
Neben Brigitte Bauer, Sabine Dehnel, und Emanuel Raab waren die Künstler Christine Erhardt, Eva Leitolf, Olaf Nicolai, Antonio Panetta, Eric Tschernow und Thomas Wrede in der Ausstellung vertreten.
