In ihrer ersten Einzelausstellung in Deutschland kommentiert Rachel Maclean die politische und soziale Situation in Großbritannien im Rahmen des bevorstehenden Austritts aus der Europäischen Union.

In ihren filmischen und fotografischen Arbeiten überträgt Rachel Maclean gegenwärtige Problemstellungen aus Politik und Gesellschaft in satirisch übersteigerte, bunte Scheinwelten. Green Screen, Computeranimationen, digitale Nachbearbeitung und collagenartige Verwendung von Audiomaterial aus der Populärkultur sind die bestimmenden Mittel ihrer spielerischen Auseinandersetzung mit aktuellen Herausforderungen. Oft werden diese in karikierten Darstellungen unterschiedlicher Positionen gegeneinander ausgespielt.

Im Vorfeld des für den  31. Oktober 2019 terminierten Brexit werden in drei Video- und Virtual-Reality-Installationen das Zusammentreffen verschiedener Realitäten und die daraus resultierende Uneinigkeit allegorisch erzählt.

The Lion and The Unicorn (2012) ist ein Porträt der schottisch-englischen Beziehung, das von den Titel gebenden Wappensymbolen, dem Löwen (für England) und dem Einhorn (für Schottland), inspiriert ist. Der Kurzfilm stellt Bündnis- und Oppositionsvorstellungen im Kontext des Referendums über die schottische Unabhängigkeit 2014 dar und lässt sich mit einem gegenwärtigen Fokus auf die Brexit- Entscheidungen der unterschiedlichen Landesteile Großbritanniens übertragen.

Please, Sir ... (2014) ist eine komisch-düstere Adaption von Mark Twains Der Prinz und der Bettelknabe, in dem Themen wie Gier, Gesellschaftsschicht und Abhängigkeit verhandelt werden. Die Texte sind eine Zitatsammlung aus verschiedenen Quellen des Unterhaltungsfernsehens, darunter Britain‘s Got Talent, Jeremy Kyle und The Apprentice. Wie in vielen ihrer Werke ist Rachel Maclean hier die einzige Darstellerin des komplett vor einem Green Screen gedrehten Videos.

Mit der Virtual-Reality-Installation I‘m Terribly Sorry (2018) versetzt Maclean die Spieler*innen in eine Post-Brexit-Dystopie, die die Möglichkeit bietet, mit einem Mobiltelefon mit Passanten und Sehenswürdigkeiten zu interagieren. Sie reflektiert gesellschaftliches Unbehagen und Missverständnisse in einer Kultur unersättlicher Selbstdarstellung, Dokumentation und Voyeurismus.

Rachel Maclean (*1987, Edinburgh, GB) lebt und arbeitet in Glasgow. Sie studierte Zeichnung und Malerei am Edinburgh College of Art, Schottland und an der School of the Museum of Fine Arts Boston, USA. Ihre jüngste Einzelausstellung zeigte 2018/2019 die National Gallery und Zabludowicz Collection, London. 2016 war sie mit einer Einzelausstellung in der Tate Britain vertreten. Darüber hinaus waren ihre Arbeiten weltweit in zahlreichen Einzelausstellungen und auf Filmfestivals zu sehen, unter anderem in Neuseeland, China, Griechenland, Australien, Frankreich, den USA und Luxemburg.  Sie erhielt 2014 den Margaret Tait Award und repräsentierte Schottland auf der 57. Biennale di Venezia 2017.

Rachel Maclean, The Lion and The Unicorn, Video still, 2012, © und Courtesy: Die Künstlerin
Rachel Maclean, Tales of Disunion, Installationsansicht Nassauischer Kunstverein Wiesbaden, 2019, Foto: Janine Drewes
Rachel Maclean, Tales of Disunion, Installationsansicht Nassauischer Kunstverein Wiesbaden 2019, The Lion and The Unicorn, Video still, 2012, © und Courtesy: Die Künstlerin, Foto: Janine Drewes
Rachel Maclean, Tales of Disunion, Installationsansicht Nassauischer Kunstverein Wiesbaden 2019, Please Sir..., Video still, 2014, © und Courtesy: Die Künstlerin, Foto: Janine Drewes

Rachel Maclean / Tales of Disunion

23. August 2019 - 03. November 2019

 

Eröffnung / Donnerstag, 22. August 2019, ab 18 Uhr

Der Nassauische Kunstverein Wiesbaden ist Parcourspartner der B3 – Biennale des bewegten Bildes.



Die Ausstellung wird gefördert durch den Kulturfonds Frankfurt RheinMain.

Der Nassauische Kunstverein Wiesbaden wird institutionell gefördert durch das Kulturamt der Landeshauptstadt Wiesbaden.