Song-Ming Ang / James Gregory Atkinson & Helen Demisch /
Juliette Bonneviot & Aude Pariset / Aleksandra Domanović/
Claire Fontaine / Ella Goerner / Simon Hegenberg /
Ilja Karilampi / Daniel Keller / Daniel Stempfer /
Stephen Suckale
Nichts prägt die Wahrnehmung unserer Gegenwart mehr als die zunehmende Technologisierung und Medialisierung. Die zweigeteilte Ausstellung „Whatever man built could be taken apart“: Image / Order nimmt sich jeweils auf einer Ebene des Kunstvereins einem spezifischen Aspekt dieser Entwicklung an und zeigt junge Künstlerinnen und Künstler, die sich als digital natives ganz selbstverständlich dem Internet und neuen Technologien als Materialquelle oder Medium bedienen. Das Bindeglied zwischen den beiden Ausstellungsteilen besteht in der Rekonfiguration von bereits existierendem Ausgangsmaterial aus diversen Kontexten als künstlerische Praxis. In der Umformung des Materials – im Sinne zeitgemäßer Aneignungs-Verfahren – entstehen Reflexionen über aktuelle künstlerische Produktionsbedingungen und gesellschaftliche Organisationsstrukturen.
Video nimmt bei diesen kritischen Reflexionen unseres medial geprägten Alltags eine Schlüsselfunktion ein, da das Material oft in Form von Bewegtbildern vorhanden ist. Die Ausstellung interpretiert das Thema Expanded Senses bezogen auf das Medium Video als „Erweiterung“ des menschlichen Körpers, das in der Lage ist, eine andere Form von Erfahrung zu ermöglichen.
Die erhöhte Fluktuation von Bildern und ihre permanente Verfügbarkeit im digitalen Zeitalter veränderte die Wahrnehmung und den Umgang mit Bil-dern von Grund auf. Unter dem Begriff Image werden künstlerische Praktiken versammelt, die sich hauptsächlich mit Strategien der Aneignung tech-nisch reproduzierter Bilder auseinandersetzen. Die Künstlerinnen und Künstler innerhalb der Ausstellung zitieren, samplen und transformieren hauptsächlich Quellen aus der Populär- und Massenkultur. Sie lösen die Bilder aus dem Kontext der Warenkultur heraus um sie zur Anschauung zu bringen und die Strukturen freizulegen, die zu ihrer Entstehung führen. Gerade Pop-Musik bietet sich für Untersuchungen dieser Art an, ist dieser Bereich doch so etwas wie das ungehorsame Kind der Kulturindustrie, das unkontrollierbare gesellschaftliche Verknüpfungen herstellt und bisweilen brisante soziale Kräfte mobilisieren kann.
Unter dem Begriff Order werden der Einfluss von technologischen Entwicklungen auf gesellschaftliche und politische Strukturen umrissen. Seit der Industrialisierung prägt der technische Fortschritt die Massenkultur zunehmend erheblich mit. So lässt sich inzwischen durch die medialen Verände-rungen eine Verschiebung in vielerlei Hinsicht beobachten. In ihrem #Accelerate! Manifesto for an accelerationist Politics (2013) skizzieren die bei-den Theoretiker Nick Srnicek und Alex Williams einen Verbund von Proble-men, mit denen die Gesellschaft konfrontiert ist. Im Vordergrund stehen Ökologie, sich verändernde Arbeitsbegriffe, die zunehmende Automatisierung von Produktionsprozessen, nicht mehr greifende Formen der staatlichen Repräsentation und die Zügellosigkeit der Finanzmärkte. Für diese Phänomene interessieren sich auch vermehrt junge Künstlerinnen und Künstler, die dieser Abschnitt zusammen bringt. Zu dieser Gemengelage kann die Ausstellung keine klaren Lösungsansätze liefern, sondern sie lediglich spür- oder greifbar machen.
Die zweite Ausgabe der B3 Biennale des bewegten Bildes findet vom 7. bis 11. Oktober 2015 unter dem Leitthema „Expanded Senses. Mit allen Sinnen erleben und Grenzen verschieben“ in Frankfurt und der Rhein-Main-Region statt. Ziel der 2013 gestarteten Biennale ist es, eine breit angelegte interdisziplinäre und genreübergreifende Allianz für das bewegte Bild zu schaffen.
Das Debüt 2013 überzeugte auf Anhieb rund 25.000 Besucher aus zwölf Ländern. Veranstalter der B3 Biennale des bewegten Bildes ist die Hochschule für Gestaltung Offenbach (HfG). Die Träger der B3 sind das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst (HMWK), die Hessische Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien (LPR Hessen) und die Stadt Frankfurt am Main.