In irgendeinem abgelegenen Winkel des in zahllosen Sonnensystemen flimmernd ausgegossenen Weltalls, gab es einmal ein Gestirn, auf dem kluge Tiere das Erkennen erfanden. (...) Könnten wir uns aber mit der Mücke verständigen, so würden wir vernehmen, dass auch sie mit diesem Pathos durch die Luft schwimmt und in sich als das fliegende Zentrum dieser Welt fühlt. (Friedrich Nietzsche, Über Wahrheit und Lüge im außermoralischen Sinn)
Von der Grenze, die wir zwischen Tier und Mensch als gegeben annehmen, kann weder die Evolutionsbiologie noch die Paläoanthropologie mit Gewissheit definieren, an welchem Punkt sich nur animalisches von humanem Leben trennt. Auf der Suche nach dieser Grenze nimmt das „kluge Tier“ weitere Kategorisierungen und Hierarchisierungen vor, die Verwandtschaften herleiten, Gruppen bilden, aber vor allem darauf hinauslaufen, eine polare Bewertung zu manifestieren: lieb- oder unliebsam (Gefährte), nütz- oder schädlich (Ressource) – schließlich gut oder böse.
Die anthropozentrische Zuordnung unterscheidet zwischen Nutztieren, tatsächlich gemeint ist Ressource, Haustieren, zu häufig unter denaturierten Umständen in Gefangenschaft gehalten, und Schädlingen, die gar den wirtschaftlichen Erfolg des Menschen mindern, indem sie dessen Kulturpflanzen, Güter oder Bauwerke schädigen, Krankheitserreger übertragen oder als direkter Nahrungskonkurrent auftreten, spätestens hier versagt unsere sogenannte Moral.
Tatsächlich ist es der Mensch, der sich unfraglich als der größte Schädling des Planeten entpuppt, während er sich langsam der (öko-)systemerhaltenden Bedeutung der unzähligen, überwiegend kleineren Lebewesen mehr und mehr bewusst wird. Unmittelbar nach dem Fall durch den dunklen Tunnel bedarf es jetzt eines weißen Kaninchens - alles im Wunderland.
Die Ausstellung ist Teil des Kooperationsprojektes Artentreffen entlang der RMV-S-Bahnlinie 8 mit der Kunst- und Kulturstiftung Opelvillen Rüsselsheim und dem Deutschen Ledermuseum in Offenbach am Main. Artentreffen wird gefördert durch den Kulturfonds Frankfurt RheinMain.
more human than I am alone /
Die Filmklasse von John Skoog der Kunsthochschule Mainz hat für die Ausstellung eine alternative Dokumentation produziert. Für das Projekt more human than i am alone wurden fünf verschiedene Spielzeugroboter in Tiergestalt umgebaut und jeweils mit einer Spionagekamera versehen. Die Biene, die Spinne, der Hai, die Schlange und die Kakerlake wurden dann in den Räumen auf die Exponate „losgelassen“, um die Ausstellung für einen Tag aus ihrer Perspektive aufzunehmen. Auf einer speziell für diesen Zweck gestalteten Website haben die Studierenden das bearbeitete Material veröffentlich. Die Website ist für die verbleibende Dauer der Ausstellung online und ist nur entsprechend den Öffnungszeiten des Kunstvereins zugänglich: Website / more human than i am alone.