Afghanistan wird nicht nur von Armut und Naturkatastrophen beherrscht, sondern auch von Terror, Willkürherrschaft, massiver Korruption, enormen Freiheitseinschränkungen und wieder vermehrten Anschlägen. Diese bedrohliche Lage erschwert nicht nur das alltägliche Leben der Menschen, das von Gewalt, der permanenten Sorge um nahestehende Menschen, Angst, Flucht aber auch Widerstand geprägt ist, sondern bringt das künstlerische Schaffen nahezu zum Erliegen. Obendrein haben die Taliban die künstlerische Darstellung von Lebewesen, besonders Menschen, komplett untersagt. Kunstwerke wurden und werden aus Sicherheitsgründen teils von den Künstler:innen selbst zerstört, teils fielen sie Plünderungen und gezielter Zerstörung bei Hausdurchsuchungen zum Opfer oder mussten bei der Flucht zurückgelassen werden. Viele Arbeiten existieren jedoch noch im Verborgenen, andere nur noch in der Dokumentation. Gleichzeitig leisten auch immer noch Künstler:innen Widerstand, in dem sie ihrer Meinung durch ihr Schaffen Ausdruck verleihen – entgegen aller Hindernisse und Verbote.

Um den Künstlerinnen und Künstlern in Afghanistan wieder zu ermöglichen am internationalen Kunstdiskurs teilzunehmen und ihrem Werk zur Sichtbarkeit zu verhelfen, initiierte der Nassauische Kunstverein Wiesbaden eine digitale Ausstellungsserie mit Einzelausstellungen der aus Sicherheitsgründen unter einem Pseudonym verborgenen Positionen von Künstlerinnen und Künstlern in Afghanistan: Hidden Statement.

In enger technischer und logistischer Zusammenarbeit mit Walter’s Cube (New York) werden ab dem 30. Mai 2023 in fortlaufenden Einzelausstellungen anonymisierte künstlerische Positionen einer weltweiten Öffentlichkeit präsentiert und erfahren so, nach zwei Jahren der Unsichtbarkeit, nicht nur eine Plattform der künstlerischer Sichtbarkeit, des Austauschs und der Anerkennung, sondern auch die Möglichkeit, am internationalen Kunstdiskurs teilzunehmen und sich professionell zu vernetzen. Gleichzeitig entsteht ein Archiv der Bildenden Kunst in Afghanistan.

Eine Kooperation des Nassauischen Kunstverein Wiesbaden mit der Deutschen Akademie Rom Villa Massimo, dem Goethe Institut Rom, der Hochschule für Gestaltung Offenbach (Ulrike Grünewald, Yama Rahimi), dem Institut für Raumkonzepte der weißensee kunsthochschule Berlin (Prof. Nasan Tur und Tonderai Koschke) und Walter’s Cube New York.

Die ersten Ausstellungen wurden in einem Kooperationsworkshop in Berlin beider Hochschulen im Mai 2023 entwickelt, wir danken den Teilnehmer:innen: Iqbal Tarnak / Yama Usmani / Yama Rahimi / Jeremy Knowles / Asuman Kirlangic Jourmarin / Soghra Setayesh / Zohal Shuja / Mahsa Fahla.

Ein besonderer Dank gilt Yama Rahimi, der die vertrauensvollen Brücke in die Kunstszene Afghanistans ermöglicht hat und mit seinem Wissen, Fähigkeiten und vor allem seiner unendlichen Energie dem Projekt massgeblich vorangetrieben hat.

Ohne unsere Partnerinnen und Partner wäre das Projekt nicht möglich geworden, wir danken:

 

Hidden Statement - Art in Afghanistan

30. Mai 2023 - 31. Januar 2028

 

Launch / Dienstag, 30. Mai 2023

Digital: https://www.kunstverein-wiesbaden.de/ausstellungen/digital

Eine Gesprächsrunde und die Eröffnung der digitalen Ausstellung in Rom: www.goethe.de/ins/it/de/sta/rom/ver.cfm