In der malerischen Bildwelt von Jagoda Bednarsky (*1988 in Goldberg, Polen) geht es um Fragen der Schichtung und um Ebenen der Verortung: Was ist im Bild? Was ist hinter dem Bild? Was ist vor dem Bild? Die Künstlerin verwendet technisch-reproduzierte Grafiken und Fotografien aus Magazinen, Bildbänden und dem Internet sowie aus der alltäglichen und künstlerischen Bildkultur und nutzt diese als objets trouvés um die bildimmanente Logik zu erweitern. Sie dienen ihr sowohl thematisch als auch formal als Ausgangspunkt. Die häufig im Bezug zum realen Ort der Ausstellung stehenden Bildquellen erzeugen zunächst in ihrer Eigenschaft als Fundstücke einen konkreten Realitätsbezug. Mit dem Collagieren und Übermalen von Gefundenem und Erfundenem entsteht eine scheinbar zufällige und mystische Synthese ambivalenter Wirklichkeiten, multiperspektivisch und sich wechselseitig durchdringender Bildebenen.

Als visuelle Darstellungstechniken nutzt Bednarsky zudem Spiegelungen, serielle Wiederholungen, Doppelungen sowie Durchkreuzungen oder Vernetzungen, so dass ihre Bilder auf der Suche nach dem innewohnenden Zusammenhang von Information und Wissen eine rätselhafte auratische Stimmung entwickeln. Für die Ausstellung im Nassauischen Kunstverein Wiesbaden überträgt die Künstlerin zudem das Moment der Spiegelung auf die räumliche Struktur der Ausstellungsräume.

Schon seit längerem ist die systematische, institutionelle Archivierung menschlichen Wissens ein Referenzpunkt für Jagoda Bednarsky, doch gelingt es ihr in ihren jüngsten Werkgruppen, dieses Sujet im Bereich des Visuellen weiterzuentwickeln; ein Unterfangen das implizit die Inflexibilität standardisierter Wahrnehmung hinterfragt. Dieses Interesse setzt sich beispielsweise im filmischen Prinzip der Nutzung von geschichtenerzählendem Found Footage als Information und Bildmaterial fort, dem die Künstlerin in ihren Buchrückenmalereien folgt: Sie verknüpft thematisch den Inhalt des Buches, also das „immanente Wissen“, mit der Malerei auf dem textilen Äußeren; Letztendlich eine räumliche Weiterentwicklung der eingangs beschriebenen Fragestellung nach der Verortung der Bildebenen zwischen Innen und Außen – zwischen Wissen und Information.

Jagoda Bednarsky „KPJB r", 2015, Öl, Acryl, Sprühlack und Digitaldruck, © Philipp Pflug Contemporary, Courtesy: Privatsammlung Frankfurt am Main.
Jagoda Bednarsky, „KPJB b", 2015, C-Print, Acryl und Öl auf Leinwand, 140 x 105 cm, © Philipp Pflug Contemporary, Courtesy: Sammlung Michael Neff, Frankfurt am Main.
Installationsansicht Nassauischer Kunstverein, Jagoda Bednarsky / Synopsism, 2015, © Wolfgang Günzel.
Installationsansicht Nassauischer Kunstverein, Jagoda Bednarsky / Synopsism, 2015, © Wolfgang Günzel.
Installationsansicht Nassauischer Kunstverein, Jagoda Bednarsky / Synopsism, 2015, © Wolfgang Günzel.
Installationsansicht Nassauischer Kunstverein, Jagoda Bednarsky / Synopsism, 2015, © Wolfgang Günzel.
Jagoda Bednarsky, „CHAN", 2015, Öl und Acryl auf Bucheinband, 42 x 26 cm, © Philipp Pflug Contemporary, Courtesy: Privatsammlung Tübingen.
Jagoda Bednarsky „Vltava“ 2014, Öl und Lack auf Bucheinband, © and Courtesy Philipp Pflug Contemporary, Courtesy: Privatsammlung Frankfurt am Main.
Installationsansicht Nassauischer Kunstverein, Jagoda Bednarsky / Synopsism, 2015, © Wolfgang Günzel.
Installationsansicht Nassauischer Kunstverein, Jagoda Bednarsky / Synopsism, 2015, © Wolfgang Günzel.
Installationsansicht Nassauischer Kunstverein, Jagoda Bednarsky / Synopsism, 2015, © Wolfgang Günzel.

Jagoda Bednarsky / Synopsism

19. Juni 2015 - 02. August 2015

 

Eröffnung am Donnerstag, 18. Juni 2015, 18 bis 21 Uhr
In Kooperation mit Kunstverein / Kunsthalle Lingen

Die Ausstellung wird gefördert von: