Ben's Bar geht im September 2024 temporär auf eine Reise nach Köln, wo sie vom 12. Oktober 2024 bis 9. Februar 2025 im Rahmen der Ausstellung „Fluxus und darüber hinaus: Ursula Burghardt, Benjamin Patterson“ im Museum Ludwig zu sehen ist.

In einer neuen Version von Ben’s Bar ist Ben Pattersons Installation "Why People Attend Bars: To Be Seen, To Be Heard, To Be There" dauerhaft in der dritten Etage das Nassauischen Kunstvereins zu sehen. Die Gründung des Stipendiums geht auf die "Fluxus Festspiele Neuester Musik" zurück, die 1962 in Wiesbaden stattfanden. Als einer der Protagonisten nahm Ben Patterson an den Festspielen 1962 aktiv teil und lebte über 25 Jahre bis zu seinem Tod 2016 in seiner Wahlheimat Wiesbaden.

Ben Pattersons Installation befindet sich gleich im Eingang der Ausstellungsetage, in einem Raum, dessen Atmosphäre an eine ehemals luxuriöse Bar in einem Rokoko ähnlichen Stil erinnert. Der erste Blick richtet sich auf einen goldenen Brunnen und ein verführerisches Abbild einer Venus in einem ebenso goldenen Rahmen. Die vom Boden bis zur Decke reichende Rückwand der Installation ist mit einem dicken, brokatartigen Stoff bespannt. Davor auf dem dreifach abgestuften Tresen der Bar ist ein dreiflügeliger Spiegel mit zwei vorspringenden Marmor bedeckten Schubladenkonsolen angebracht, die wie alle Elemente mit Goldbronze handbemalt sind. Von beiden Seiten beleuchten antiquierte Lampen Spiegel und Tresen, auf dem neben Barzubehör wie einigen Schnapsgläsern, einem Bierkrug und einem Shaker auch ein Trinkgeldbehälter mit einigen Münzen in Form eines durchsichtigen Plastikautos stehen, sowie zwei Metallschilder mit der Aufschrift „scotch“ und „rey“, die an den Griffen der Schubladen hängen. Die aus schwarz bemaltem Gips geformten Buchstaben der Aufschrift Why People Attend Bars: sind direkt auf die Stoff bespannte Rückwand montiert und goldene Klebebuchstaben in den drei Spiegeltafeln antworten die Zeilen, To be Seen, To Be Heard und To Be There. Rechts des Spiegels sind die schwarz bemalten Hände einer Schaufensterpuppe sowie die Figur eines kleinen Putto montiert. Zwei schwarz lackierte Gusseisenstühle mit Sitzkissen aus dem Stoff der Rückwand unmittelbar vor der Wand sind zum Raum ausgerichtet und laden den Betrachter zum Verweilen ein.

Die meisten der verarbeiteten Objekte fand der Künstler in den verschiedenen Antiquitätengeschäften der New Yorker Canal Street, “...als die Canal Street noch Canal Street war" (BP). Nur das Holz der Tresen und des oberen Wandabschlusses hat eine eigene Geschichte, die mit einem umgestürzten, vertrockneten Walnussbaum auf dem Landgut seines Künstlerfreundes Bob Watts in Pennsylvania beginnt, aus dem die Teile entstanden sind.

In der ursprünglichen Fassung in New York bestand die Installation ausschließlich aus Spiegelwand und den Stühlen. Dort und auch in der ersten Wiesbadener Version in den Social Headquarters (2002-2007) waren die Stühle zur Bar hin ausgerihtet und nicht zum Raum wie im NKV. Während der ACME-Fisch, das leuchtenden Ben’s Bar Zeichen, der Brunnen und die Venus frühere Ergänzungen der Wiesbadener Zeit sind, wurde die Installation im NKV um ein Piano ergänzt. Die Arbeit ist in ihrer Bedeutung so aufrichtig wie schlicht: sie stammt aus einer Periode im Leben das Künstlers, in der er „viel Zeit in Bars“ (BP) verbrachte. Wenn auch die Frage, warum Menschen Bars besuchen, ihm in einem nachdenklichen Moment gekommen sein muss – seine Antwort auf diesen persönlichen Gedankengang bietet er mit simplen Worten: „um gesehen zu werden, um gehört zu werden, um da zu sein“.

Die Installation entstand ursprünglich für eine Gruppenausstellung mit dem Titel Fluxus Closing In der Galerie Salvatore Ala in Soho 1990 in Soho. Diese denkwürdige Ausstellung zeigte Arbeiten von einschlägigen Fluxuskünstlern wie Nam June Paik, Larry Miller, Yoko Ono, George Brecht, Bob Watts und vielen weiteren mit Fluxus assoziierten Namen. Nahezu zwölf Jahre später, im Jahr 2002, reiste die Installation von einem Lagerhaus in New York und „reinkarnierte“ (BP) in dem Enviroment Ben’s Bar, im Social headquarter der Fluxus Freunde hier in Wiesbaden. Die Idee hinter Ben’s Bar war die Vorstellung von einem Treffpunkt für Menschen, die an Fluxus interessiert sind. Als die Arbeit Why do People Attend Bars aus New York eintraf, fiel diese Idee zusammen mit der in der ganzen Stadt an verschiedene Orten stattfindenden, von René Block und Regina Bärthel kuratierten Ausstellung 40 Jahre: Fluxus und die Folgen. Im Erdgeschoss des ältesten Badehauses der Stadt in der Spiegelgasse 9 war Ben’s Bar im Stadtzentrum während der Ausstellung täglich geöffnet, danach blieb sie ein Treffpunkt, ausschließlich an Montagabenden geöffnet. Zusätzlich diente Ben’s Bar bei Eröffnungen von Ausstellungen in den 12 Badekabinen des Badehauses Spiegelgasse. Ben’s Bar wandelte sich zunehmend in eine öffentliche Bar, die von immer weniger Fluxuskünstlern frequentiert wurde.

Was Benjamin Pattersons Beitrag zur zeitgenössischen Kunst an Menge fehlt macht er an Einfluss wett. Sein lebenslanges Engagement beinhaltet zahlreiche experimentelle Performances, Musikstücke, Installationen und Kunstobjekte, Happenings und Aktionen. Als Fluxusmitbegründer der ersten Stunde ist die Person Benjamin Pattersons so bescheiden wie seine Arbeit vielseitig. Für den Nassauischen Kunstverein Wiesbaden ist es seine Ehre, die Heimat für diese Arbeit eines der Protagonisten der zeitgenössischen Kunstgeschichte zu sein.

Benjamin Patterson: Ben’s Bar, Why People Attend Bars: To Be Heard, To Be Seen, To Be There, Foto: Christian Lauer

Benjamin Patterson / Ben's Bar, 1990/2007

 

1990 / 2007